Hallo! Ich bin Martin, gut gereifter Schweizer, Karriere und ‚alles haben‘ hinter mir, vor zwei Jahren entschieden, wirklich so viel Materielles wie möglich hinter mir zu lassen, alles verkauft, diesen Van gebaut, nun unterwegs rund um die Welt.
Mit dem Van ‚um die Welt‘ zu fahren und darin zu leben, also nicht nur für die Zeit einer Reise, sondern dauerhaft (a.k.a. auf unbestimmte Zeit) zu leben und zu arbeiten, ist ein lange gehegte Idee, die endlich reif war, umgesetzt zu werden. Vermutlich ist das Ganze im Grunde meiner Neigung zu verdanken, mich gerne im Transit*-Zustand zu befinden – das weiss ich seit meiner allerersten grösseren Reise, nach Australien; da war ich plötzlich, ohne zu wissen, was mir widerfuhr, ‚transit‘ einen Tag im noch britischen Hong Kong, und ich liebte es! Selbst beim Wohnen installierte ich danach oft monatelange Transitzustände, indem ich nach dem Einzug die Wohnung einfach nicht einrichtete. Zwischen Stuhl und Bank lebt es sich zur Abwechslung recht spannend, nach meinem Geschmack, wie ein Indianer unter dem weit offenen Himmel.
* Transit: Abgereist, aber noch nicht angekommen.
‚Nun aber, warum um alles in der Welt ohne Not in einem Auto leben?‘ fragst du dich vielleicht. Da sind zwei Antworten. Die erste geht in die Richtung, dass ich mich schwerer und unbeweglicher fühlte, je mehr (materielles Gut) ich angehäuft hatte, freiwillig, aber unbedacht. Es wurde zum immer bewussteren Klotz am Bein, es machte mich nicht glücklich. Also weg damit. Die zweite Antwort ist, dass mir irgendwann einmal, während des Wohnens in einer schönen, grossen Wohnung, bewusst wurde, wie wenig Raum man eigentlich selbst in einer schönen, grossen Wohnung effektiv nutzt (in meinem Fall waren es drei kleine ‚Ecken‘, den Rest meiner Wohnung sah ich jeweils beim staubsaugen. Und drittens (Aha! – drei Antworten): Ich reise schon fast so lange wie ich denken kann und dachte, warum nehme ich das Zuhause nicht einfach einmal mit? Nun bin ich zuhause, wo immer ich gerade bin.
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Es gibt noch eine vierte Antwort, und die kann ich – Hand aufs Herz – noch nicht klar deuten. Eine kleine Erinnerung dazu: Eines Abends verliess ich meinen Arbeitsort im Wissen, dass ich befördert worden war und nun doppelt so viel verdiente, und zwar ziemlich viel. Was ich als Erstes tat: Ich begab mich unter einfache Leute in einer normalen Beize und unterhielt mich mit ihnen, mir schien, als hielte ich mich geradezu an ihnen fest. Ich glaube, ich wollte damals den Boden nicht unter meinen Füssen verlieren. Heute suche ich offenbar Verhältnisse, in denen ‚pretending‘ keine und Geld keine ausser seiner funktionalen Bedeutung hat. Es hat etwas mit Demut und Dankbarkeit zu tun, das weiss ich; beides empfinde ich stark und pausenlos auf meinem Gang durchs Leben. Neuer Franz von Assisi? Quatsch. Vielmehr: Ich will mich bewusst zurück und heraus nehmen. Mir die Wichtigkeit nehmen. Auf den Boden dessen finden, was mich als ‚mich‘ ausmacht. Was das ist? Das bleibt herauszufinden.
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Wie geschrieben arbeite ich auch von unterwegs – ich bin disruptiver Kreativer und werde von Firmen in Anspruch genommen, deren Denken sich innerhalb eines Prozesses zu sehr ausgeglättet hat. Diesen verdichteten Boden harke ich auf und gebe Gefundenem neue Ansatzpunkte und mögliche Richtungen, in Theorie wie Praxis.
Interessiert bin ich vor allem in Menschen, die Dinge (hinter)fragen, auch wenn sie schon eine gute Ahnung einer Materie haben, und etwas weniger in jene, die schnell und ohne Hintergrund eine Antwort zur Hand haben. Und ich glaube an integratives Denken und Handeln, statt konfrontatives. Öffnen statt zementieren, könnte man sagen.
Interessiert bin ich ausserdem in die griechische Antike – Steinhaufen hinter lange aufgegebenen Wärter-Häuschen mit verwitterten Informationstafeln, die man mangels Griechischkenntnissen aber sowieso nicht lesen kann, dank Verwitterung oft nicht einmal mit App! Man kann sich auch selber einen Reim machen! Und für alles Weitere, wenn’s dich interessiert, frag mich einfach. =)
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Und interessiert bin ich an mir. Im eigentlichen Sinn bin ich auf einer Reise zu mir selbst. In diesem ‚Blog‘ wirst du daher wahrscheinlich mehr darüber lesen, was mich innerlich umtreibt, als darüber, wo ich mich befinde und was ich da tue. Auch wenn oft ein äusserer Impuls Anlass zum Schreiben gibt.













